Nie wäre ich auf die Idee gekommen, mich bei Wüstenxerzitien anzumelden. Aber Gottes Wege sind anders …
Eine Schwester im Herrn, die der Gemeinschaft Emmanuel angehört, ruft mich an und fragt mich, ob ich als Arzt eine Pilgergruppe in die Wüste begleiten würde. Das ist 4 Wochen vor der geplanten Abreise, daher habe ich nicht viel Zeit zu überlegen. Im Gebet wird mir klar, Jesus ruft mich und ich sage zu.
Als ich die Teilnehmer am Flughafen zum ersten Mal sehe, fällt mir das viele Gelächter auf, das bis auf die Momente des Schweigens in der Wüste, von da an immer präsent ist. Das gefällt mir gleich sehr, da für mich Humor ein essentieller Aspekt des Wesens des Heiligen Geistes ist. Später stellt sich heraus, dass unser „Aaron“ nicht nur ein Mensch ist, den ich als Priester sehr schätze, sondern der auch ein hochbegabter Kabarettist ist, der Menschen so unglaublich gut nachmachen kann, und der Anekdoten erzählt, mit denen er mich so zum Lachen bringt, wie schon lange niemand.
Mit dem einfachen Leben, zeit– und handylos, mit Wüstenklo, Katzenwäsche mit Feuchttüchern, mit einer Diät, die zwar sehr gut, aber doch in Einigem nicht dem Gewohnten entspricht, komme ich relativ schnell zurecht. Obwohl die ersten Nächte im Schlafsack mit nicht sehr viel Schlaf gesegnet sind, erkenne ich, dass all dies nicht wirklich zählt, dafür aber zum Wesentlichen führt, nämlich zur Begegnung mit Gott. Es scheint mir ausgeschlossen, wie man in dieser einmaligen Natur mit einer sich ständig verändernden Landschaft, mit unerwarteten Milliarden von kleinen Blumen, dem unermesslichen Sternenhimmel, nicht von Seiner unendlichen Liebe zutiefst berührt werden sollte. Da treten alle kleinen Wehwehchen in den Hintergrund.
Unter diesen Bedingungen, dann auch noch 10 Tage hindurch Geistliches in konzentriertester Form angeboten zu bekommen, hat meine kühnsten Erwartungen weit übertroffen. Alles ist eine Überraschung und das erhöht die Spannung. Jeder Tag bringt wieder neue Höhepunkte.
Meine Ängste, als Arzt gewissen Situationen nicht gewachsen zu sein, schwinden zusehends. Für mich besteht kein Zweifel, dass es Gottes unglaublicher Vorsehung zu verdanken ist, wenn von 60 Pilgern kein einziger ernstlich erkrankt. Daher möchte ich alle Kolleginnen und Kollegen ermutigen, mitzumachen.
Frappierend sind, bei all der Verschiedenheit ihrer Mitglieder, die Einheit und der Friede innerhalb der Gruppe. Für mich nur erklärbar durch den Wunsch, in jedem Bruder und in jeder Schwester das Antlitz Jesu zu erkennen. Ein wunderbarer kleiner Ausblick auf den Himmel …
So haben diese Exerzitien mich in der Tiefe meiner Seele zutiefst getroffen und ich zehre sicher noch sehr, sehr lange für den Weg durch die Wüsten meines Lebens. Ich danke Gott für alls das, was Er mir in diesen Tagen unverhofft geschenkt hat.